Abenteuer, Ausdauer, Atemlos –  16 Stunden Teamsport bei Deutschlands größtem Adventure Race

Adventure Race in Thüringen

01Samstag, 26.09.2015. Saaldorf/Thüringen, Tüt, tüt, tüt – Klick – Es ist genau 5 Uhr morgens als der Wecker klingelt – der Tag der Tage.
Endlich – Nach 5 Monaten des harten Trainings, der wöchentlichen Entsagungen – endlich geht es los. Der Start ist um 6 Uhr morgens. Wir befinden uns in einem verschlafenen Feriendorf in der Region „Thüringer Meer“, ca. 60km südlich von Jena. JWD – würde mein alter Latein-Lehrer wohl dazu sagen. Es ist kalt hier draußen.
Der Morgenreif bildet sich gerade auf den Windschutzscheiben der vielen Autos der teilnehmenden Sportler. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir uns ein Wohnmobil für das Wochenende gemietet haben. Es ist warm, komfortabel und bietet genug Platz zum Schlafen. Schnell ein Müsli zu sich nehmen und dann die Ausrüstung nochmal durchgehen: Wasserbag – Check, genug zu essen dabei – Check, Badehose – Check, Handy – Check, Kleidung und Fahrrad – Check. Dann kann es ja los gehen.

02Alle Challenger der 125km-Klasse sind anwesend- insgesamt haben sich 40 verrückte Athleten hier an diesem kalten Morgen am Start eingefunden. 5:55 Uhr- es wird noch ein Gruppenfoto gemacht. Alle wollen jetzt endlich los, aber wissen noch nicht, was da auf Sie zukommen wird: wir übrigens auch nicht. Peng – der Startschuss!
Alle stürmen zu ihren Orientierungskarten. Es gilt insgesamt 49 Checkpoints nacheinander abzuschwimmen, -laufen, -paddeln, -fahren, -rodeln und zu suchen.
Die ersten 5km sind für uns auch die Schwierigsten: es ist dunkel, die Orientierungskarten sind für uns schwer zu lesen und so ganz wissen wir eigentlich auch nicht so genau, wo es lang gehen soll. Aber, das wird schon. Nach den ersten Hundertmetern gelangen wir zum Ufer des Bleilochstausees: Alles ausziehen und wasserfest verstauen – und 150m im dunklen und 10 Grad kalten Wasser an das gegenüberliegende Ufer schwimmen.
Geschafft – jetzt noch steile Böschung an den scharfen Steinkanten entlang. AUA, schreit es von der Seite. Eine Teilnehmerin hat es geschafft sich die gesamt Fußsohle an den spitzen Steinen aufzuschneiden. Schade und sehr bedauerlich, zumal wir erfahren, dass die Betroffene ca. 12 Stunden Autofahrt aus dem fernen Holland auf sich genommen hat. Jetzt, nach 10 Minuten ist schon Schluss für sie und wird von den anwesenden Helfern ins Schlauchboot bugsiert und anschl. verarztet. Erholt von dem Schreck und wach geküsst von dem kalten Wasser kommen wir nach und nach besser in Fahrt.

04Nach 5km geht es mit den Mountainbikes weiter: insgesamt führt uns die 39km Route entlang des Stausees, bergab – bergauf. Immer wieder halten wir an, um zu vergewissern, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Tag bricht an und es wird heller und ein wenig wärmer. Aufbruchstimmung! Steile Hänge, tiefe Gräben, rasante Abfahrten – alles dabei – bloß keinen Fahrfehler erlauben: das Rennen hat gerade erst begonnen.
Gegen Mittag kamen wir zum nächsten großen Checkpoint: Kajak ist jetzt dran. Also, Fahrrad-Ausrüstung am Ufer lassen, schnell Einchecken an der offiziellen Station, Schwimmweste an, Schuhe aus – Rucksack rein – es geht alles so schnell. Wir wussten, dass jetzt der 600m Sprint folgt.
Gewinnt man hier, dann bekommt man eine großzügige Zeitgutschrift. Wir paddeln los, aber irgendwas hatten wir vertauscht. Dann fiel es uns wieder ein. Am Abend zuvor wurde beim Briefing gesagt, dass man sich erst Einchecken soll, wenn man bereits fertig im Kajak sitzt.
Mist, wir hatten das gleich bei der Ankunft hinter uns gebracht und 5 Minuten dadurch verschenkt. Im Ziel sollten wir erfahren, dass nur ein Team den Anweisungen Folge geleitet hat. Alle anderen hatten sich den gleichen Anfängerfehler geleistet – nochmal Glück gehabt. Nach 1 Stunde haben wir alle 4 Checkpoint abgepaddelt.08

Jetzt folgt der Halbmarathon. Klammer auf: Uwe hat seit seinem Muskelfaserriss 4 Wochen nicht mehr trainieren können und war dementsprechend vorsichtig Klammer zu. Nach 3 Stunden hatten wir auch den Lauf geschafft: Ergebnis bis dato: Uwe’s Wade hielt erstaunlich gut durch, unsere Wasserbags waren noch halbvoll, die Energieriegel (danke nochmal an NUTREND für das Sponsoring) waren fast aufgebraucht und Alex Knie machte uns beiden etwas Sorgen.

Nächster Wechsel: wieder Mountainbiking-15km-steile Hügel- die Oberschenkel brennen jetzt – die Energiereserven werden aktiviert. Das nächste Zwischenziel ist ein 9km länger Orientierungslauf. Es ist mittlerweile 17:15 Uhr und insgesamt 30 06Checkpoints warten auf uns gefunden zu werden.
Es ist quasi ein kleiner Orientierungslauf in einem großen Orientierungsrennen. Wir beide schauen uns an und verstehen eigentlich nicht, wie man doch auf diese perfide Idee kommen kann. Nochmals bekommen wir eine Orientierungskarte, nochmals Laufen, nochmals Suchen – die Dämmerung fängt an und unsere Beine werden schwer. Wir wechseln uns gegenseitig beim Suchen ab, damit der andere kurz verschnaufen kann. Puh – geschafft.

Um 19:00 Uhr fahren wir auf die letzte Etappe. Nochmals Mountainbike, nochmals Checkpoints suchen – im Dunkeln, nach 13 Stunden Sport- Das ist eine sehr sehr bescheidene Challenge. Wir waren mittlerweile beide bedient. Das eigentliche Klettern schenkten wir uns. Alex kann sein rechtes Bein kaum noch belasten. – jetzt nur noch ins Ziel kommen und sich auf die Dusche freuen.

Die letzen Checkpoints waren doppelt so schwer zu finden, alle Reserven verbraucht, kalter Gegenwind bei jeder Abfahrt, brennende Waden und Oberschenkel bei jedem Anstieg. Zum Glück hatten wir TurboLED-Scheinwerfer organisiert, sonst hätten wir noch langsamer fahren müssen, um den Wurzeln und Ästen ausweichen zu können.
Es ist 21:30 Uhr-der letzte Checkpoint wurde gefunden- Ab jetzt gibt es nur noch das Ziel. Nach 16 Stunden sind wir endlich angekommen: müde, k.o., ausgelaugt und hungrig, aber finally: YES – wie did it. Wir sind sogar 5. geworden. Aber am Ende zählte das nicht mehr wirklich.z

Nach der heißen Dusche, einem warmen Essen und dem obligatorischen Gewinnerbier fielen wir beide zufrieden und fertig ins Bett. Beide sagten wir kein Wort mehr zueinander, aber uns war beiden klar: Das hier ist nicht zu Ende- das ist erst der Anfang………

Danke an unsere Frauen, an unsere Unterstützer, an unsere Zweifler und vor allem danke Aprosports-Team: das Training mit Euch hat sich ausgezeichnet.

Alex und Uwe
(Autor: Uwe Ottenbreit)

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